Die Jahresheilige 2023 für unser Radio ist die hl. Josefine Bakhita – welch ein Vorbild in der Hoffnung!
Der kürzlich verstorbene Papst Benedikt der XVI. beschreibt ihren Weg zum Glauben, zur Hoffnung und zur Liebe, ja zu Jesus selbst sehr ausführlich in seiner Enzyklika „Spe Salvi“ (über die Hoffnung). Zum Kennenlernen der Jahresheiligen teilen wir mit Ihnen daher einen kurzen Auszug (die ganze Ezyklika können Sie hier nachlesen):
„Ein Beispiel einer Heiligen unserer Zeit mag ein wenig verdeutlichen, was es heißt, diesem Gott erstmals und wirklich zu begegnen. Ich denke an die von Papst Johannes Paul II. heiliggesprochene Afrikanerin Josefine Bakhita. Sie war ungefähr – das genaue Datum kannte sie nicht – 1869 in Darfur im Sudan geboren. Mit neun Jahren wurde sie von Sklavenhändlern entführt, blutig geschlagen und fünfmal auf den Sklavenmärkten des Sudan verkauft. Zuletzt war sie als Sklavin der Mutter und der Gattin eines Generals in Diensten und wurde dabei täglich bis aufs Blut gegeißelt, wovon ihr lebenslang 144 Narben verblieben.
1882 wurde sie schließlich von einem italienischen Händler für den italienischen Konsul Callisto Legnani gekauft, der angesichts des Vormarschs der Mahdisten nach Italien zurückkehrte. Hier lernte Bakhita schließlich nach so schrecklichen „Patronen“, denen sie bisher unterstanden war, einen ganz anderen „Patron“ kennen – „Paron“ nannte sie in dem venezianischen Dialekt, den sie nun lernte, den lebendigen Gott, den Gott Jesu Christi. Bisher hatte sie nur Patrone gekannt, die sie verachteten und misshandelten oder bestenfalls als nützliche Sklavin betrachteten. Aber nun hörte sie, dass es einen „Paron“ über allen Patronen gibt, den Herrn aller Herren und dass dieser Herr gut ist, die Güte selbst. Sie erfuhr, dass dieser Herr auch sie kennt, auch sie geschaffen hat – ja, dass er sie liebt. Auch sie war geliebt, und zwar von dem obersten Patron, vor dem alle anderen Patrone auch nur selber armselige Diener sind. Sie war gekannt und geliebt und wurde erwartet. Ja, dieser Patron hatte selbst das Schicksal des Geschlagenwerdens auf sich genommen und wartete nun „zur Rechten des Vaters“ auf sie. Nun hatte sie „Hoffnung“ – nicht mehr bloß die kleine Hoffnung, weniger grausame Herren zu finden, sondern die große Hoffnung:
‚Ich bin definitiv geliebt, und was immer mir geschieht – ich werde von dieser Liebe erwartet. Und so ist mein Leben gut.‘
Durch diese Hoffnungserkenntnis war sie „erlöst“, nun keine Sklavin mehr, sondern freies Kind Gottes. Sie verstand, was Paulus sagte, wenn er die Epheser daran erinnerte, dass sie vorher ohne Hoffnung und ohne Gott in der Welt gewesen waren – ohne Hoffnung, weil ohne Gott. So weigerte sie sich, als man sie wieder in den Sudan zurückbringen wollte; sie war nicht bereit, sich von ihrem „Patron“ noch einmal trennen zu lassen. Am 9. Januar 1890 wurde sie getauft und gefirmt und empfing die erste heilige Kommunion aus der Hand des Patriarchen von Venedig. Am 8. Dezember 1896 legte sie in Verona die Gelübde der Canossa-Schwestern ab und hat von da an – neben ihren Arbeiten in der Sakristei und an der Klosterpforte – vor allem in verschiedenen Reisen in Italien zur Mission zu ermutigen versucht: Die Befreiung, die sie selbst durch die Begegnung mit dem Gott Jesu Christi empfangen hatte, die musste sie weitergeben, die musste auch anderen, möglichst vielen, geschenkt werden.“
Lebensende
1902 wechselte sie in den Konvent von Schio über, wo sie bis zu ihrem Lebensende blieb. 1939 zeichneten sich schwere gesundheitliche Probleme ab. Sie starb am 8. Februar 1947 nach langer und schmerzhafter Krankheit, die sie in Geduld ertrug. Bereits in den 1960er-Jahren wurde der Seligsprechungsprozess eingeleitet. 2000 sprach sie Papst Johannes Paul II. heilig und schenkte sie ihren verfolgten Landsleuten im Sudan als Patronin.
Titelbild: © Mazur/catholicchurch.org.uk – hier ist das Bild zu finden.